Kapitel 18: Flucht (Teil 2)
Verwirrt, geschwächt und nun auch ohne Hoffnung, hier noch mal lebend wegzukommen, verharrte ich in der Position und wartete auf mein Schicksal, welches mir der Riese zugedacht hatte.
Mein gesamter Körper schmerzte, fühlte sich an, als hätte man ihn durch die Mangel gedreht. Und erst jetzt… jetzt, wo das Adrenalin vollkommen aus meinem Körper gewichen war, spürte ich, dass ich wohl schlimmer verletzt wurde, als ich anfänglich gedacht hatte. Ich zitterte und war nicht mehr Herrin meiner Sinne, nicht mehr in der Lage mich zu bewegen. Meine Glieder waren nicht mehr gewillt mir zu gehorchten, zu anstrengend war die ausweglose Flucht.
In dem Moment, in dem mir bewusst wurde, dass dies mein wohl letzter Augenblick hier auf Erden sein könnte, schossen mir erneut die Tränen in die Augen. Sie rannen mir über die mit Schmutz bedeckten Wangen hinab und hinterließen eine feuchtsalzige Spur.
Sollte dies wirklich mein Ende sein? Bei dem Gedanken hier und jetzt zu sterben, fing ich bitterlich an zu schluchzen. Viele Gedanken gingen mir durch den Kopf.
Ich schloss die Augen, um es nicht mit ansehen zu müssen, doch der erwartete etzte ‘Streich‘ blieb aus.
Verwirrt, ängstlich und mit tränenverhangenem Blick blinzelte ich zu dem Monster auf und verstand nicht, was hier vor sich ging. Spielte er mit mir?
Aufgebracht blickte der Riese auf, fixierte etwas. Mit relativ leisen Fauchen und Grummeln, eines vorsichtigen Brüllens gleich, trat er ein paar Schritte auf der Stelle, als würde er in Verteidigungsstellung gehen.
Wohin schaute er? Warum war er so außer sich? Was war hier los? Warum setzte er dem Ganzen nicht endlich ein Ende?
Ich konnte nichts erkennen, zu groß war die Anstrengung für meinen geschundenen Körper. Selbst zum Kopf anheben, fehlte mir die Kraft.
Sein darauffolgendes donnerndes, warnendes Brüllen traf mich so unvorbereitet, dass es mir durch Mark und Bein ging. Es dröhnte derart heftig, dass es wieder diesen furchtbar ziehenden Schmerz in meinem Kopf hervorrief.
Dann spürte ich es... Ich spürte, wie mich nun auch die letzten Kräfte verließen. Meine Sicht verschleierte sich und alles um mich herum begann sich zu verdunkeln. Immer mehr… und mehr.
Das Letzte was ich erblickte, ehe ich mich in die schützende, wohltuende Ohnmacht rettete, war ein weiterer Jäger, der sich dem Riesen entgegenstellte und offenbar ebenfalls die Chance auf ein schmackhaftes Frühstückshäppchen witterte.