Ein neuer Anfang in der Fremde

  • @ Gommelbimmel: Sehr schön, da freue ich mich ^^ Hihihi...


    @ gluehwo: Ich freue mich, dass dir das Kapitel gefällt. :) Ja Cliffhanger sind fies xD Aber keine Angst, das nächste Kapi ist schon in Arbeit und schneller fertiggestellt, als das Letzte :33

  • Kapitel 22: Böse Überraschung


    Mit meinem Aufschrei ging Jason zu Boden. Scharf sog er die Luft ein und hielt sich den Oberschenkel.

    Einen Moment lang kauerte er am Boden, richtet sich jedoch wieder auf. Er hinkte und schien Schmerzen zu erleiden. Er wandte sich zu mir, seinen Blick war durchdringend. „Mia, verlass die Höhle. Sofort!“
    Dieses Mal war ich es die regungslos an Ort und Stelle verharrte, unfähig seine Worte zu deuten oder auch nur irgendetwas zu unternehmen.
    „Lauf! Ich bin gleich hinter dir!“, versicherte mir der Schwarzhaarige und nickte mir zu.
    Ich machte kehrt und lief, verließ angstvoll die Höhle und blickte mich in alle Richtungen nach meinen T-Rexen um. Sie waren wohl noch nicht von der Jagd zurück.
    Dann drehte ich mich nach hinten, in die Richtung in der ich Jason vermutete. Erst jetzt bemerkte ich, dass er nicht bei mir war.
    „Verdammt! Wo bist du?“, grummelte ich zu mir selbst.
    Um mich zu beschützen, war er in der Höhle zurückgeblieben und ich ließ ihn einfach mit diesen Viechern alleine.
    Fassungslos über meine selbstsüchtige Tat schüttelte ich den Kopf, doch beschloss ich etwas zu unternehmen. Das war ich ihm schuldig.
    Wieder blickte ich, dieses Mal meine Fackel suchend, umher und fand sie. Die Flammen waren erloschen.

    Verzweiflung verdrängte meinen Optimismus. Meine Hände zitterten.

    Schnell eilte ich zu der Fackel, griff nach den Feuersteinen, die unweit von mir entfernt lagen, und versuchte das Feuer erneut zu entfachen.
    Der Erste, der Zweite und auch der Dritte, jeder einzelne Versuch, den ich unternahm die Fackel zu entzünden, schlug fehl. Ich geriet in Panik. Mein Herzschlag beschleunigte sich und Tränen sammelten sich in meinen Augen.
    Doch dann, gerade, als ich die Hoffnung aufgeben und zurück in die Höhle stürzen wollte, schürten die letzten noch verbleibenden Funken die Flammen. Ohne zu zögern, ergriff ich sie und rannte zurück zu Jason.
    Freitag der ebenfalls aus seinem scheinbar tiefen Schlaf erwachte, blickte mich schief an. Ihn nicht weiter beachtend, wies ich ihn lediglich an dort zu verharren, wo er gerade war. Dies tat er dann auch.
    Als ich die Höhle wieder betrat, stockte mir der Atem. Erneut stiegen mir Tränen in die Augen und perlten über meine Wangen hinab.
    Jason lag bewusst los am Boden; rührte sich nicht. Rasch wandten sich die bizarr anmutenden Tiere, welche ihn umzingelten, mir zu. Bedrohlich bauten Sie sich vor mir auf. Zischend, geradezu fauchend kamen sie auf mich zu.
    Wie angewurzelt stand ich da und starrte die spinnenähnlichen Tiere an. Je näher sie mir kamen, desto mehr Einzelheiten erkannte ich. Der Schein der Fackel gewährte mir Anfangs nur vage Andeutungen über das Aussehen der Kreaturen. Doch dann offenbarten sich mir, dem Lichtkreis nähernd, ein kräftiger, stachelbewehrter Schwanz, klauenartige Scheren und gewaltige, mehrgliedrige Kieferklauen. Der Körper dieser Wesen war mit einem Panzer versehen, der sie wahrscheinlich vor Angriffen schützen sollte.
    Plötzlich schoss mir ein Gedanke in den Kopf: Skorpione… riesige Skorpione.
    Eine gefühlte Ewigkeit verging, in der ich regungslos und untätig herumstand. So gebannt von dem, was sich hier abspielte, war ich unfähig mich von dem Schauspiel loszureißen.
    Plötzlich schnellte der Stachel des Skorpions aus der Dunkelheit hervor und schlug unweit von meinen Füßen entfernt in den Boden ein. Die Wucht des Einschlags war derart heftig, dass sie den Staub, der den Boden bedeckte, aufwirbelte.
    Erschrocken fuhr ich zusammen und realisierte erst jetzt wie gefährlich nahe mir die riesigen Tiere, die nun auch mir nach dem Leben trachteten, gekommen waren.
    Schlagartig kam ich wieder zu mir und besann mich meiner… nein, unserer Situation.
    Hin und her schwingend fuchtelte ich mit der Fackel vor dem Antlitz der Kreaturen herum und verschaffte mir somit etwas Zeit Jason aus der Höhle zu schaffen.
    Panisch warf ich den Tieren das Feuer entgegen und es entstand eine Wand aus wabernden Licht, welche sie, zu meinem Glück, nicht zu überwinden vermochten.
    Wie besessen starrte ich auf das sich mir darbietende Szenario, bis ich mich auf meine eigentlich dringliche und waghalsige Rettungsmission besann. Ich rannte auf den Schwarzhaarigen zu, griff ihm unter die Arme und zerrte ihn mit großen Kraftaufwand Richtung aus Ausgang.
    Als die Fackel schließlich zu erlöschen begann, vernahm ich eine Art kreischen und erkannte, dass die Kreaturen erneut einen Vorstoß wagten. Gerade noch rechtzeitig gelangten wir zum Ausgang der Höhle. Unter großem Protest ließen die übergroßen Skorpione von uns ab.
    Mit hohem Kraftaufwand hievte ich Jason ein Stück weit über den Strand und legte ihn im Schutz der Felsformation ab.
    Eine kurze Weile stand ich wie versteinert da und musterte ihn ausgiebig; suchte nach weiteren Verletzungen. Er schwitzte stark und sein Atem ging flach und stockend.
    Eilig breitete ich das Fasergeflecht, welches mir bislang als Decke diente, aus und platzierte meinen Lederbeutel darauf. Vorsichtig zog ich den Verletzten auf das Lager und legte ihn ab. Er stöhnte auf, als ich ihn behutsam auf den Boden bettete.
    Ich seufzte schwer, als ich ihn so gequält vor mir liegen sah. Dennoch machte ich mich daran, ihm vorsichtig die Hose zu zerreißen, da diese die offensichtlich blutende Wunde verdeckte.
    Meine Hände zitterten, mein Herz raste und der tränenverhangene Blick erschwerten mir die Behandlung des Verletzten.
    Kurz schloss ich die Augen, atmete durch und zwang mich zur Ruhe.
    Nachdem ich mich mit dem grausigen Anblick abgefunden hatte, begutachtete ich die Verletzung genauer.
    Doch was ich feststellte, bescherte mir eine Gänsehaut. Die Skorpione hatten wirklich ganze Arbeit geleistet. Sie trafen Jason zwar nicht direkt, doch streiften sie seinen Oberschenkel und hinterließen eine unschöne, klaffende Wunde. Seinem Zustand zufolge wurde dem Schwarzhaarigen auch eine kleinere, hoffentlich nicht tödliche Menge des Giftes injiziert.
    Also machte ich mich daran, die Blessur zu reinigen und versorgte diese mit der Tinktur, die auch mir bereits bestens bei der Genesung half und deckte ihn mit dem Fell, welches ich vorsorglich mitführte, zu. Verband sie mit einem Fetzen eines Shirts, welches ohnehin schon kaputt war.
    Mit Herzklopfen und erzitternden Händen trat ich ein paar Schritte zurück, um mein ‘Werk‘ zu begutachten und beschloss, jetzt da seine Verletzungen versorgt waren, das Feuerholz aufzustocken, ehe die Dunkelheit über uns hereinbrach.
    Gerade, als ich mich auf den Weg machen wollte, öffnete der Schwarzhaarige die Augen und blinzelte mich geschwächt an. Er war kreidebleich und seine Augen waren, vermutlich durch das Gift hervorgerufen, rot und gereizt. Jason öffnete den Mund, als wolle er mir etwas mitteilen, doch zu vernehmen war… nichts.
    Besorgt eilte ich zu dem Verletzten und kniete mich neben ihn. „Oh, du Dummkopf. Warum nur hast du das getan?“, nuschelte ich kopfschüttelnd. „I… Ich hätte das schon hinbekommen. Du hättest fliehen sollen.“
    „Mia…“, murmelte er kaum hörbar und versuchte seine Hand auf meine Wange zu legen, doch gelang ihm dies nicht. Schmerzerfüllt verzog er das Gesicht. Vorsichtig ergriff ich sie und schmiegte mich dagegen.

    „Shht… Sag nichts.“, wies ich ihn flüsternd an und streichelte ihm beruhigend durchs Haar. „Alles wird wieder gut.“ Ich lächelte und versuchte meine Angst und die Unsicherheit, welche überhandnahmen, zu überspielen.

    „Mach…“, unterbrach ihn aufkommender Husten. „Dir… keine Sorgen.“
    Mich nicht sorgen? Das sagte er so einfach. All das war doch ganz allein meine Schuld.

    Während Jason sich vergebens darum bemühte mich zu beruhigen, zierte ein schiefes, doch irgendwie bizarr wirkendes Schmunzeln seine Lippen, welches ich zuversichtlich zu erwidern versuchte.
    Seine Atmung beruhigte sich nicht, im Gegenteil. Sein Herz raste und zu allem Elend stieg seine Körpertemperatur drastisch an. Immer wieder fielen ihm die Augen zu. Die Lider wurden schwerer. Nun schien auch seine letzte Kraft zu schwinden.

    Ich beugte mich über den Verletzten und nahm das zerrissene Shirt, befeuchtete dieses mit dem Wasser aus meinem Trinkschlauch und tupfte ihm die Schweißperlen vom Gesicht. Vorsichtig legte ich dann das Stück Stoff auf seiner Stirn ab und strich dem Verletzten durchs Haar.
    „Alles wird wieder gut.“, wiederholte ich flüsternd. „Ich bin bei dir.“ Ich lächelte.
    Als Jason dann jedoch auf keine meiner Berührungen und Aussagen mehr reagierte, verschwand dieses augenblicklich.
    Schlagartig hielt ich den Atem an, als ich bemerkte, dass er das Bewusstsein verloren hatte. Ich war geschockt. Mehrere Male versuchte ich Jason wach zu bekommen und rief seinen Namen. Vergebens… Mein Herz hämmerte mir gegen die Brust, mein Atem ging schnell… zu schnell. Ich verfiel in Panik, starrte ihn an.

    Es waren keine Bewegungen des Brustkorbes mehr auszumachen, auch Atem war keiner spürbar. Angsterfüllt rüttelte ich, ungeachtet der Schmerzen, die es ihm bereiten konnte, an seinem schweißnassen Körper, rief wieder und wieder seinen Namen, docher reagierte nicht. Ich brach in Tränen aus und fing an bitterlich zu weinen; sank in mich zusammen und vergrub mein Gesicht in den Händen.
    „Wach… auf…", stammelte ich. „Wach auf, Jason. Wach wieder auf!", sagte ich immer lauter werdend. „Komm zurück zu mir!"
    Vollkommen außer mir rüttelte ich an ihm und schrie seinen Namen, immer und immerwieder. Die Trauer übermannte mich. Unter Tränen nahm ich Jason in den Arm. Wiegte ihn und legte meine Stirn gegen seine. Ich schrie, um meiner Trauer Luft zu verschaffen, doch war ich nur zu einem stummen Schrei in der Lage, unfähig auch nur noch einen Ton über meine Lipper zu bringen. Schluchzend drückte ich ihn noch enger an mich. So verharrte ich eine ganze Weile.
    Dann streifte ein seichter Windhauch meinem Ohr, umspielte sanft mein Haar. Ungläubig blickte ich auf und drückte ihn ein Stück weit von mir weg. Ich fasste Hoffnung. Zuversichtlich musterte ich den Schwarzhaarigen, der noch immer in meinen Armen ruhte, doch war keine Regung seinerseits erkennbar. Er schwieg und rührte sich nicht…

    Augenblicklich stiegen mir erneut die Tränen in die Augen. „Komm zurück zu mir…", wiederholte ich flüsternd und hauchte ihm einen Kuss auf die Stirn. Schluchzend schmiegte mich wieder an ihn.
    Doch plötzlich... Wieder ein sanfter Luftzug. Meine Augen weiteten sich. Wie war das möglich? Es herrschte Windstille.

  • Hallo ihr Leseratten! Da ich momentan leider eine kleine Schreibblockade habe, kommt hier leider nur ein kurzes Kapitel, aber ich wünsche euch dennoch viel Spaß beim Lesen.


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    Kapitel 23: Ruhige Stunden (Teil 1)

    Ich schöpfte Hoffnung, war mir jedoch nicht sicher, ob mir meine von Trauer gebeutelten Sinne nicht doch nur einen bösen Streich spielten.

    Eine gefühlte Ewigkeit saß ich vor ihm, versank in meiner Hilflosigkeit, Jason noch immer gegen mich gedrückt haltend. Tief sog ich die kalte, klare Brise, welche über den Strand vom nahen Meer heranzog, ein und genoss die Kühle.
    Abrupt öffnete ich die Augen. Mit einem Mal klar denkend erhob ich meine Hand, tastete seinen Hals ab und suchte seinen Puls. Suchte und… fand ihn. Schwach, kaum mehr… spürbar.

    Stunden vergingen. Fast pausenlos tigerte ich an seinem Lager auf und ab. Immer wieder hockte ich mich zu Jason, blickte ihm ins schweißnasse Gesicht. Wieder und wieder ertastete ich seine Stirn und überprüfte seine Temperatur, die einfach nicht heruntergehen wollte, oder lehnte mich gegen den Felsen und starrte, um mich abzulenken, auf das Meer hinaus. Immer mehr Zeit verstrich, in der ich nicht zur Ruhe kam und nichts Produktives mit mir anzufangen wusste, auch an Müdigkeit war nicht zu denken. Zu stark war die Sorge um Jason. Zu alledem kam noch hinzu, dass ich mir Vorwürfe machte… Große Vorwürfe. Denn ich war schuld. Ohne mich wäre es niemals so weit gekommen.

    Letztendlich forderte das ständige aufmerksam sein, sorgen machen und herumlaufen seinen Tribut und ich döste, noch immer gegen den Felsen lehnend im Stehen ein. Immer wieder versuchte ich gegen die Erschöpfung anzukämpfen, doch fiel mir dies von Minute zu Minute schwerer.
    Ich riss mich zusammen und ging noch einmal zu Jason, um nach dem Rechten zu sehen. Erstaunt stellte ich fest, dass sich Freitag zwischenzeitlich zu dem Schwarzhaarigen gesellt und sich an dessen Fußende zusammengerollt hatte. Er döste und ich beschloss mir ein wenig die Beine zu vertreten, um auf andere Gedanken zu kommen. Vorsichtig stand ich auf und ging in Richtung Meer.
    So stand ich da und ließ meinen Blick über das verhältnismäßig ruhig daliegende Wasser streifen. Ich zog meine Schuhe aus und vergrub meine Füße im weichen Sand. Die eingehenden Wellen umspielten sie. Ein wohliges Seufzen entkam meinen Lippen, ich schloss die Augen und sog die kühle Seeluft ein, atmete tief durch.
    Eine gefühlte Ewigkeit verbrachte ich so und versuchte mich zu entspannen. Doch dann fiel meine Aufmerksamkeit erneut auf die mittlerweile im Baumschatten liegende Höhle. Ich wandte den Kopf in ihre Richtung und betrachtete sie eine ganze Weile lang misstrauisch.
    Ich streifte mir die Schuhe wieder über, kehrte zum Lager zurück und griff nach meiner Fackel. Erneut wagte ich mich, wider meiner Instinkte, zum Eingang der Höhle. Prüfend erhob ich die flammende Lichtquelle, lugte hinein und erspähte ich einen Schatten. Hastig zog ich den Kopf zurück und schluckte schwer. Abermals überzog eine Gänsehaut meinen gesamten Körper, meine Nackenhaare stellten sich auf und mein Puls beschleunigte sich. Adrenalin schloss durch meine Adern, wieder begannen meine Hände zu zittern. Ich schloss die Augen und atmete tief durch, dachte über meine nächsten Schritte nach.
    Dann vernahm ich ein mir bekanntes Gurren, welches mich aufhören ließ. Ich zwang mich zur Ruhe und blicke erneut ins Innere, aus dem mir sogleich wieder der muffige Geruch der Höhle in die Nase stieg.
    Noch einmal blickte ich prüfend zu Jason, der noch immer am Lagerfeuer lag und schlief. Ich lächelte, nahm dann allen Mut zusammen und betrat abermals das Gewölbe. Als ich mich der Gestalt, dessen Umrisse im Licht der wabernden Flammen immer unwirklicher schienen, näherte und der Schein der Fackel das Innere der Höhle erleuchtete, staunte ich nicht schlecht, als ich Freitag auf dem Kadaver eines Riesenskorpions stehen sah.
    Die Panzerung des Leichnams war übersät mit Kratz- und Bissspuren. Auch war eine dickflüssige, grünliche Flüssigkeit auf dem Antlitz des Skorpions erkennbar. Ob mein Dilo wohl dafür verantwortlich war, dass das Tier so zugerichtet war? Aber um ehrlich zu sein, wollte ich das gar nicht so genau wissen. Das Szenario, welches sich mir darbot, ließ mich erschaudern.
    Erst jetzt bemerkte ich, wie kalt es hier drinnen war und fing an zu frösteln. Auch die von der Höhle ausgehende Stille war erdrückend und furchteinflößend. Die tanzenden Schatten an den Wänden aus Stein machten es, zu allem Überfluss, nur noch schlimmer. Ich wurde Zunehmens unruhiger.
    Doch noch immer etwas perplex glotzte ich meinen Begleiter an. „F… Freitag? Was? Wie kommst du denn hier her?“, stutzte ich. „Du warst doch eben noch…“ Kurz blickte ich hinaus und wollte dann mit meinen Tiraden fortfahren, wurde jedoch von einem erneut lauter werdenden Grollen unterbrochen. Freitag und ich horchten auf und starrten in die Finsternis.
    Verunsichert hielt ich die Fackel in Richtung Höhleninneres. Sehen konnte ich zwar nichts, doch ich vermutete, nein ich wusste, was sich da gerade auf uns zu bewegte. „Ich habe es geahnt.“, warf ich aus. „Na komm. Wir sollten besser verschwinden.“, wisperte ich an den Dilo gerichtet. Sogleich sprang Freitag von dem toten Tier hinunter und watschelte mir, als ich die Höhle verließ, nach.
    Wieder draußen angelangt, griff ich nach einen dicken Ast und entfachte das Feuer erneut, um den Gefahren, die nach wie vor in dem Gewölbe lauerten, entgegenzuwirken.
    Da sich Xharia und Agorax augenscheinlich und zu meinem Bedauern, noch immer auf der Jagd befanden, hoffte ich insgeheim, dass das Feuer auch weiterhin dieselbe abwehrende Wirkung auf die Bewohner der Höhe hatte, wie auch schon zuvor.
    Sorgsam kniete ich mich, immer bedacht ihn nicht zu wecken, zu dem Verletzten hinunter und tupfte ihm die Schweißperlen vom Gesicht; befeuchtete den Leinenstoff und legte diesen wieder auf die Stirn des Schlafenden. Dann richtete ich den Lederbeutel, auf dem sein Kopf gebettet war und zog das Fell wieder über seinen vor Erschöpfung zitternden Leib.
    Doch zu meiner Freude schien Jasons Kampf ums Überleben überstanden zu sein. Seine Körpertemperatur sank und seine Atmung normalisierte sich.
    Leise gähnend richtete ich mich auf. Für einen kurzen Moment betrachtete ich den Schwarzhaarigen und begann zu lächeln. Dann setzte ich mich, nur unweit von Jason entfernt, gegen den Felsen lehnend auf den sandigen Boden. Es dauerte nicht lange und auch ich verfiel dem Drang nach Schlaf und Erholung. Nerven raubend jedoch war, dass mich jedes, wenn auch nur das kleinste Geräusch aus dem Schlaf riss.
    Nach einigen unfreiwilligen Wachphasen, gelang es mir endlich meinem Körper die Ruhe zu verschaffen, die er so dringend brauchte.
    Ein Rascheln ließ mich aufschrecken. Ich richtete mich auf und blickte umher, doch es war nichts auszumachen. Prüfend sah ich zu Jason, der noch immer seelenruhig schlief.
    Gerade, als ich erneut die Augen schloss, um meinen Schlaf fortzusetzen, vernahm ich leises Gemurmel.
    Erneut fuhr ich auf und blicke in Jasons Richtung.
    „Mia… ich…“, stammelte Jason kaum verständlich. „Geh… nicht.“
    Vorsichtig kroch ich zu dem Schwarzhaarigen heran und erkannt, dass er träumte. Ich schmunzelte.
    „Nein… Mia, nicht…“, brabbelte er immer unruhiger werdend. „NEIN!“, schrie er und riss plötzlich die Augen auf. Hastig fuhr er hoch, was er im selben Augenblick bitter zu bereuen schien. Mit schmerzverzerrten Gesicht legte er sich zurück. Sein Atem ging schwer und ungleichmäßig.
    Jason drehte den Kopf in meine Richtung, wobei das feuchte Tuch von seiner Stirn rutschte, und musterte mich angestrengt. Erleichterung machte sich in seinen Gesichtszügen breit. Er lächelte.
    Seinem Blick ausweichend richtetet ich mich auf und ging zu dem Schwarzhaarigen. Betrübt hockte ich mich zu ihm und griff nach dem Leinentuch, welches nun auf dem Boden lag und tauchte es in das Wasserbehältnis. Dann wusch ich es ordentlich und wrang es aus. Langsam rutschte ich weiter an den Schwarzhaarigen heran und fing an ihm über die Stirn zu tupfen, griff nach seinem Kinn und drehte Jasons Kopf, um an jede Stelle seines mit Schweiß bedeckten Antlitz heranzukommen.
    „D… Du musst das nicht tun…“, stammelte Jason kaum hörbar. Unsere Blicke trafen sich.
    „Ich weiß…“, murmelte ich leise, versuchte jedoch meiner Stimme etwas Kraft zu verleihen. Das Gefühl, das mich eingenommen hatte, war schmerzhaft. Ich wusste nicht, ob es Enttäuschung oder Zorn war. Also konzentrierte ich mich weiterhin darauf seine Wunde erneut zu begutachten und sie nochmals zu reinigen und zu verbinden, denn das lenkte mich wenigstens etwas von meinen Empfindungen ab. „Hast du sonst noch irgendwo Schmerzen?“
    Jason zögerte, doch dann nahm er meine Hand in seine und legte sie so ziemlich genau an die Stelle, hinter der sein Herz schlug. Nun wieder kraftvoll und schnell. „Da…“, flüsterte er. Der Schwarzhaarige ließ meine Hand nicht los, sondern drücke sie weiterhin sachte gegen seine Brust. Mir entfuhr ein Schluchzen.
    Sanft legte Jason seine Hand an meine Wange und zwang mich ihn anzusehen, doch konnte ich es nicht. Ich blickte zu Boden und er ließ seufzend von mir ab.
    „Es tut mir leid. Mia, ich…", kam es leise über seine Lippen.
    Als ich daraufhin wieder aufsah und den Schwarzhaarigen verwirrt musterte, kreuzten sich unsere Blicke ein weiteres Mal. Seine Augen strahlten tiefstes Bedauern, Wehmut und Sehnsucht aus.
    Mit einem Kopfschütteln tat ich seine Entschuldigung ab, blieb aber stumm.
    Jedoch war nicht ich es, die den Blick nun abwandte, sondern Jason. Mit einem traurigen 'hm' senkte er den Seinen und starrte auf den sandigen Boden. In einer Geste der Unsicherheit strich er sich selbst verkrampft über die Hände, knetete sie. Er zitterte und wagte es nicht, mich länger zu betrachten.

  • Hier noch eine kleine aktualisierung:


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    Kapitel 23: Ruhige Stunden (Teil 2)

    Verheimlichte er was vor mir? Wollte er mir etwas sagen? Vermutlich jedoch hatte er meine Geste, die doch gar nicht böse gemeint war, falsch verstanden, sie… fehlinterpretiert. Erneut überkamen mich meine Gefühle, Tränen füllten meine übermüdeten Augen.
    Dann plötzlich, noch ehe ich mich in meine Gedanken flüchten konnte, vernahm ich ein Geräusch. Etwas das ich mir nicht erklären konnte, fuhr herum und blickte aufs Meer hinaus. Mit einem Mal, waren alle Empfindungen, die mich bis vor wenigen Atemzügen noch zu überwältigen drohten, wie weggeblasen. Unbeabsichtigt würdigte ich Jason, der nicht verstand, was los war, keines Blickes mehr.
    „Mia? Ist alles in Ordnung? Was ist denn auf einmal los?", erkundigte er sich nach mir.
    Ich schwieg und fixierte das Wasser weiterhin angestrengt.
    „Mia?", wiederholte er hörbar besorgt, doch ich verdrängte diese Tatsache.
    Schweigend stand ich auf, ging ein paar Schritte und ließ den Schwarzhaarigen sprachlos im Lager zurück.

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